24. SONNTAG IM JAHRESKRESI

KREUZERHÖHUNG

Gedanken zum Fest

Es gibt viele Bedrohungen in unserem Leben: Der Arzt sagt uns, dass unsere Beschwerden keine harmlose Ursache haben. Eine Liebesbeziehung, auf die man sich verlassen hat, zerbricht. Ein Unfall mit gesundheitlichen Langzeitfolgen beeinträchtigt mein Leben. Es gibt die Möglichkeit, dass ich meinen Arbeitsplatz verliere. Eine Naturkatastrophe zerstört alles, was ich in meinem Leben aufgebaut habe. Und dann gibt es noch die großen Weltbedrohungen, Klimawandel, Terror, Krieg.

All diese Dinge, im Großen und im Kleinen, machen Angst, sind bedrohlich. Und wenn eines zutrifft, habe ich das Gefühl, dass mein Leben zerstört ist, dass ich vor dem Nichts stehe.

Und da werden wir eingeladen: Wenn du dich in so einer Situation befindest, wenn deine Welt zusammenzustürzen droht, dann schaue auf das Kreuz. Aber was sehe ich dort? Einen Menschen, der psychisch und physisch zerstört ist durch grausame Folter. Für ihn gibt es keinen Ausweg mehr, da gibt es kein Entkommen: er ist festgenagelt. Er ist durch die Hölle gegangen. Keine Zukunft mehr, nur noch ausgelöscht werden.

Und trotzdem: Von ihm wird - schon zweitausend Jahr lang - erzählt, dass er lebt, dass er durch diese Hoffnungslosigkeit hindurchgegangen ist und nicht zerstört wurde, auch nicht durch den Tod. Und wenn er auch gerufen hat: „Mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und so in das tiefste Loch der Einsamkeit und Verlassenheit gefallen ist, er hat trotzdem nicht aufgehört, mit Gott zu rechnen und wurde von diesem Gott gerettet.

Das Kreuz von Jesus erinnert uns daran, dass er trotz allem seinen Idealen treu blieb. Er wollte das Reich Gottes errichten. Das Kreuz, Leiden und Tod, haben ihn nicht daran gehindert. Er lebte in radikaler Hingabe an seine Lebensaufgabe, lebte bis zur letzten Konsequenz für Gott. Der grausamste und hoffnungsloseste Tod, das absolute Scheitern, ist nicht das Ende, es gibt einen Sinn, weil Gott das letzte Wort hat.

Das ist die Zweideutigkeit dieses Kreuzes: Einerseits ein furchtbares Marterinstrument, ein Symbol für alle nur denkbaren Arten menschlichen Leidens. Andererseits, durch das Geschehen mit Jesus, ein Symbol für Hoffnung und Zukunft. Sogar im Kreuz, sogar in Situationen der tiefsten Hoffnungslosigkeit und Verlorenheit, gibt es Heil, Hoffnung und Zukunft, sogar über den Tod hinaus. Das ist die erlösende Botschaft des Kreuzes, und deswegen lohnt es sich, es zu „erhöhen“. Was auch geschieht, Gott hat das letzte Wort. Er lässt uns nicht fallen. Er hat Jesus gesandt, „damit alle, die an ihn glauben, nicht zugrunde gehen, sondern das ewige Leben haben.“ Das ewige Leben „haben“, nicht „haben werden“! Es geht hier nicht um eine billige Vertröstung!

Als Christen bleiben wir da ganz realistisch: Es wird in unserem Leben, in dieser Welt immer das Negative (das Kreuz) geben. Aber mitten in diesen Erfahrungen können wir uns gehalten und gestärkt fühlen durch die Glaubensüberzeugung: Wir werden nicht aus Gottes Liebe zu uns herausfallen. Das hat Gott uns in und durch Jesus deutlich gemacht. Und das lässt uns unser Leben mit anderen Augen betrachten und schätzen, trotz allem. Daran werden wir erinnert, wenn wir auf das Kreuz schauen. Auch im Kreuz ist noch Heil. Wir gehen nicht zugrunde.

Können wir aus diesem Glauben heraus leben? Steckt diese Hoffnung tief in uns? Haben wir dieses Vertrauen zu Gott? Das wird sich herausstellen, wenn wir in die nächste „Krisensituation“ unseres Lebens kommen, wenn wieder eine Kreuzessituation auftaucht. Ich werde nicht untergehen. Ich werde leben, sogar auch dann noch, im extremsten Fall: wenn ich sterbe. Gott hat Jesus nicht zu uns gesandt um über uns zu urteilen oder uns zu verurteilen, sondern um uns zu retten. Das ist die Frohbotschaft des Evangeliums. Eine Botschaft, die mich mit Freude leben lässt.

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